Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

über uns lügen, man glaubte ihnen dennoch, weil man meinte, daß sie als unsere gewesenen Gesellschafter uns am Genauesten kennen müßten. Es blieb uns also nur die Wahl, entweder ihnen Nichts zu geben und sie dadurch zu unseren Feinden zu machen, oder ihnen Alles zu überlassen und in Kurzem selbst zu Bettlern zu werden.

38. Und nun vollends ihr Betragen an unseren Tafeln! Nicht zufrieden, den Wanst sich voll zu stopfen und über Genüge zu trinken, unterließen sie nicht, wenn irgend ein hübscher Junge ihnen den Becher reichte, ihm verstohlen die Hand zu drücken, oder gegen eine Gesellschafterin des Hausherrn oder gar gegen seine Gemahlin zudringlich zu werden. Am Ende spieen sie uns noch die ganze Tafel voll, und nichts desto weniger zogen sie des anderen Tages über uns los und schimpften, daß wir sie Hunger und Durst hätten leiden lassen. Solltest du etwa glauben, daß wir ihnen Unrecht thun, so erinnere dich nur an euern ehemaligen Tafelgenossen Irion, den saubern Gast, der zum Danke für die Ehre, mit euch an Einer Tafel sitzen zu dürfen, im Rausche einst der Juno zu Leibe wollte.

39. Diese und ähnliche Gründe sind es, die uns zu dem Entschlusse bestimmten, um unserer eigenen Sicherheit willen diesen Menschen unsere Wohnungen in Zukunft nicht mehr zu öffnen. Wollten sie jedoch während der Dauer deiner Herrschaft sich verbindlich machen, nur bescheidene Bitten, dergleichen sie jetzt vorbringen, zu thun, und keine Unarten an unseren Tischen sich zu erlauben, so mögen sie denn in des Himmels Namen kommen und unsere Gäste seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1691. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1691.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)