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3. Saturn an die Reichen.

31. Die Armen haben sich neulich in einem Schreiben an mich gewendet, worin sie sich über euch beschweren, daß ihr an euern Glücksgütern dieselben nicht Theil nehmen lasset, und am Ende von mir verlangen, Alles unter Alle gleichmäßig zu vertheilen, damit nicht, was höchst unbillig sey, der Eine zu viel von den Genüssen des Lebens, der Andere gar Nichts zu kosten kriege. Ich erwiederte ihnen, daß Jupiter hierüber am Besten zu erkennen wüßte. Was hingegen die gegenwärtige Festfeier und die Ungerechtigkeiten betrifft, welche sie dabei von euch zu erleiden glauben, so finde ich, daß darüber zu urtheilen mir zusteht und versprach daher, an euch deßwegen zu schreiben. Ihr Begehren ist bescheiden und billig, wie mir scheint. Wie sollen wir, sagen sie, von Hunger und heftiger Winterkälte, wie die gegenwärtige, geplagt, noch Lust haben, ein fröhliches Fest zu feiern? Wollte ich also, daß auch sie Antheil daran haben sollen, so möchte ich euch nöthigen, ihnen von euren Kleidungsstücken diejenigen zukommen zu lassen, welche euch etwa entbehrlich, oder zu gemein und grob für euch wären, auch mit eurem Ueberfluß an Geld sie etwas Weniges zu beträufeln. Würdet ihr dieß thun, so würden sie unterlassen, vor dem Richterstuhle des Jupiter eure Reichthümer euch streitig zu machen; wo nicht, so drohen sie, an dem nächsten Gerichtstage, welchen Jupiter ansagen lassen würde, auf eine gleichmäßige Vertheilung dringen zu wollen. Dieses Wenige nun von dem Vielen zu spenden, was ihr so glücklich seyd zu besitzen, kann euch wohl nicht schwer werden.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1686. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1686.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)