Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Eine von Beiden[1] mag für den ersten Augenblick allerdings das Angenehmere und Behaglichere seyn; allein hintennach ist es gerade das Umgekehrte. Da stehet ihr des Morgens nicht mit schwerem Kopfe auf, wie Jene nach ausgeschlafenem Rausche, und seyd frei von den übelriechenden und ranzigten Dünsten, welche überfüllten Mägen entsteigen: das ist der Antheil der Reichen, die noch überdieß, indem sie den größten Theil der Nacht in allen den Wollüsten sich wälzen, zu welchen ihr geiler Kitzel sie treibt, Schwindsucht, Lungenentzündung oder Wassersucht durch das Uebermaß ihrer Genüsse sich zuziehen. Oder wo könntest du mir Einen von ihnen zeigen, der nicht eine wahre Leichenfarbe trüge? Der nicht, zu höheren Jahren gelangt, statt auf eigenen Füßen zu gehen, auf vier fremden sich fortschleppen lassen müßte? und der nicht, obwohl lauter Gold von außen, von innen wie die Kleider der Komödianten aus den armseligsten Lappen zusammengeflickt wäre? Ihr bekommt zwar keine kostbaren Fische zu kosten. Aber seht ihr nicht, daß ihr dafür auch nicht wisset, was Podagra, Brustleiden und andere dergleichen Dinge sind; sie müßten denn euch nur aus irgend einer sonstigen Ursache zustoßen? Und überdieß sind sie nicht einmal im Stande, jene Leckerbissen täglich und bis zur Uebersättigung zu sich zu nehmen; sondern man sieht sie bisweilen nach euren Zwiebeln und eurem derben Salat mit einer Begierde greifen, welcher die eurige nach Hasen und Wildschweinen nicht gleich kommt.


  1. θἄτερον statt ἑκάτερον.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1684. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1684.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)