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nach allen Theilen glücklich, und die Einzigen seyen, welche ein angenehmes Leben führen, weil sie kostbare Tafeln halten, in lieblichen Weinen sich berauschen, blühende Knaben und Mädchen bei sich haben und weiche Kleider tragen können. Die wahre Beschaffenheit ihrer Lage kennet ihr nicht. Ihre Sorgen um aller dieser Dinge willen sind wahrlich nicht gering. Fürs Erste müssen sie Tag und Nacht die wachsamste Aufsicht über alles Einzelne führen, daß der Hausverwalter Nichts vernachlässige oder veruntreue, daß ihre Weine nicht abstehen, ihr Getreide sich nicht in Kornwürmer verwandle, daß kein Dieb ihre goldenen Becher hole, daß das Volk nicht der Verläumdung Glauben schenke, als ob sie seine Freiheit unterdrücken wollten. Und doch ist alles Dieses der bei Weitem kleinste Theil des Verdrießlichen, was sie plagt. Gewiß, wenn euch alle die Beängstigungen und Schrecknisse bekannt wären, welche im Gefolge der Reichthümer sind, ihr würdet weit davon fliehen!

27. Oder, wenn es eine so schöne Sache wäre, reich und mächtig zu seyn, glaubst du wohl, ich wäre je so verrückt gewesen, alles Dieses aufzugeben und Anderen zu überlassen, einem Höheren mich unterzuordnen und als bloßer Privatmann müßig zu sitzen? Nein, weil ich das viele Ungemach, welches mit Reichthum und Herrschaft unvermeidlich verbunden ist, zu gut kannte, habe ich meiner Regierung mich weislich begeben.

28. Und weil du dich darüber beschwertest, daß Jene sich mit Wildpret und Pasteten mästen, während ihr sogar an Festtagen Nichts zu nagen habt, als Kresse, Knoblauch und Zwiebeln, so laß dir sagen, wie sich’s damit verhält.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1683. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1683.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)