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2. Saturn an mich, „seinen Werthgeschätztesten.“

25. Welche sonderbare Grille, mein Freund, an mich wegen des dermaligen Zustandes auf der Erde zu schreiben, und eine gleiche Vertheilung der Güter von mir zu verlangen, was doch eines ganz Andern, nämlich des jetzigen Regenten, Sache wäre! Solltest du wirklich nicht wissen, daß ich zwar vorlängst König der Welt war, aber nach Vertheilung des Reiches unter meine Söhne mich in den Ruhestand versetzt habe, und daß es nun Jupiter ist, dem die Sorge für solche Dinge obliegt? Was mich angeht, beschränkt sich blos auf das Würfelspiel, das Schwärmen, Singen und Trinken, und auch dieses nur während sieben Tagen. Ueber jenes Wichtigere also, wovon du sprachst, nämlich über die Aufhebung aller Ungleichheit, und daß Alle entweder gleich arm oder gleich reich seyn sollten, darüber wird euch wohl Jupiter seinen Bescheid geben. Wofern aber Einer im Genusse des Festes beeinträchtigt oder verkürzt werden sollte, in solchem Falle kommt das Rechtsprechen mir zu. Auch erlasse ich gegenwärtig ein Schreiben an die Reichen wegen der Gastmähler, zu welchen sie euch während des Festes laden, und wegen des Metzen Gold und der Kleider, welche sie euch zuschicken sollen. Denn es ist allerdings, wie ihr sagt, recht und billig, daß sie solches thun; es wäre denn, daß sie eine gegründete Einwendung dagegen zu machen hätten.

26. Uebrigens sollt ihr wissen, ihr armen Leute, daß ihr euch sehr täuschet und die Lage der Reichen ganz nicht richtig beurtheilet, wenn ihr der Meinung seyd, daß dieselben

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1682. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1682.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)