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Anwendung gebracht würden. Aber auch an euch ist es, ihr Reichen, ernstlich darauf zu sehen, daß ihr euch nichts Gesetzwidriges zu Schulden kommen lasset und keine der hiernächst folgenden Vorschriften verabsäumet. Wofern aber Einer nicht darnach handeln würde, der wisse, daß er nicht blos gegen mich, den Gesetzgeber, sondern gegen Saturn selbst die Achtung aus den Augen gesetzt hätte. Denn Saturn, der mir unlängst, nicht etwa blos im Traume, sondern leibhaft, während ich wachte, erschienen, hat mich zum Gesetzgeber für sein Fest verordnet. Saturn ist aber keineswegs ein mit Ketten beladener, eingeschrumpfter Alter, wie ihn die Maler nach den Vorstellungen faselnder Dichter abzubilden pflegen. Eine Sichel, und zwar eine scharf geschliffene, trug er allerdings in der Hand: allein sein ganzes übriges Aussehen war heiter und kräftig, seine Tracht und Haltung königlich. In dieser Gestalt erschien er mir, und offenbarte mir seine göttliche Weisheit, die auch euch kund zu thun sich gebührt.

11. Er bemerkte nämlich, wie ich verdrießlich und in mich gekehrt meines Weges ging, und errieth, wie natürlich als Gott, sogleich die Ursache meiner übeln Laune, nämlich meine Armuth, und daß ich trotz dieser Jahreszeit nur einen einzigen Rock im Vermögen hatte. Wir hatten eben Nordwind, und Eis und Schnee in Menge, und ich war dagegen nicht im Geringsten verwahrt. Die Feiertage rückten heran, ich sah, wie Alles Zurüstungen machte zu Opfern und Schmausereien, während ich selbst doch nicht so ganz in festlicher Verfassung war. Da näherte sich Saturn hinter meinem Rücken, zupfte und schüttelte mich bei’m Ohre, und sagte: „Warum so verdrießlich, Cronosolon?“ „Warum sollte ich nicht, o Herr!“ versetzte ich, „wenn ich sehen muß, wie die abscheulichsten und gottlosesten Menschen Geld im Ueberflusse haben, und in Genüssen schwelgen, ich dagegen und eine Menge anderer rechtschaffener und kenntnißreicher Leute aus Mangel, Noth und Sorgen nie herauskommen? Und auch Du, Herr, hast keine Lust, diesem Zustande ein Ende zu

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1667. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1667.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)