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44. Kurze Zeit, etwa neun Tage, vor seinem Ende mochte er sich den Magen überladen haben, und bekam des Nachts ein starkes Erbrechen mit einem heftigen Fieberanfall. Der Arzt Alexander, welcher mir die Sache selbst erzählte, wurde gerufen, nach ihm zu sehen. Wie er kam, wälzte sich der Philosoph, aus Ungeduld über die Hitze und den heftigen Durst, auf dem Boden herum, und bettelte so zärtlich, als er konnte, um einen Trunk kalten Wassers. Allein Alexander schlug es ihm ab und sagte: weil es ihm ja doch so sehr ums Sterben zu thun sey, so sollte er froh seyn, daß der Tod von selbst vor seine Thüre komme; er brauche jetzt nur mitzugehen, und habe keines andern Feuers vonnöthen.[1] Aber Proteus meinte, diese Todesart wäre zu gemein, und würde ihm keinen so großen Ruhm verschaffen.

45. Ich selbst war Augenzeuge, wie er sich ebenfalls wenige Tage vor seinem Tode seine entzündeten Augen mit einer Salbe bestrich, um die Schärfe auszuziehen. Also nimmt Aeacus keine Augenkranken auf? Ist dieß nicht, als wenn Einer, der im Begriff wäre, den Galgen zu besteigen, sich vorher einen bösen Finger verbinden ließe? – Wenn Democrit noch lebte und er hätte Das mit angesehen, was meinst du? wie würde er über diesen Narren gelacht haben? wiewohl dieser, um ihn nach Verdienst zu verlachen, sogar für einen Democrit zu toll ist. Möge also auch dich diese Geschichte belustigen, lieber Freund, zumal wenn du hörst, wie Andere ihn sogar noch bewundern und preisen.


  1. So sollte er – vonnöthen. – Wieland.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1638. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1638.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)