Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Erde graben und Holz zusammenschaffen, und kündigt einen außerordentlichen Beweis seiner Seelenstärke an. Meine Meinung zwar ist, daß es besser wäre, den Tod ruhig zu erwarten, und dem Leben nicht muthwillig davon zu laufen. Ist er aber wirklich so unwiderruflich entschlossen, aus der Welt zu gehen, nun so wähle er eine andere Todesart von den tausenden, die es gibt; wozu das Feuer, wozu ein solches tragisches Schaugepränge? Und mag er auch in den Feuertod ganz besonders verliebt seyn, weil Herkules so starb, warum sucht er sich nicht in aller Stille ein Plätzchen in einem Waldgebirge dazu aus, und verbrennt sich dort ganz allein, oder höchstens im Beiseyn eines zweiten Philoktetes, etwa dieses Theagenes? Nein hier in Olympia vor der zahllosen Menschenmenge, welche das Volksfest herbeizog, wie auf einem öffentlichen Theater, will er sich braten! Nun, beim Herkules! Er hat es so verdient, wenn es anders billig ist, daß Vatermörder und Verächter der Götter für ihre Sünden Strafe leiden. Und in sofern thut er nur zu spät, was er thut, er, der längst schon in des Phalaris Ofen die gerechte Strafe hätte büßen sollen, anstatt jetzt, mit einem Mundvoll Flamme seinem Leben in Einem Augenblicke ein Ende zu machen. Denn ich habe mir von Mehreren sagen lassen, daß es gar keine schnellere Todesart gibt, als diese: man brauche nur den Mund zu öffnen, um auf der Stelle todt zu seyn.

22. Ohne Zweifel hat er dieses Schauspiel nur deßwegen ausgesonnen, weil es ihm erhaben dünkt, auf einem heiligen Boden sich zu verbrennen, wo die Leichname anderer

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1625. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1625.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)