Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

18. In dieser Cynischen Verfassung unternahm er eine Reise nach Italien, und als er sich ausgeschifft hatte, war sein Erstes, daß er auf alle Welt schimpfte, am ärgsten aber auf den Kaiser [Antoninus Pius], dessen Güte und Sanftmuth ihm bekannt war, so daß er also nichts dabei wagte. Wie man leicht denken kann, bekümmerte sich Dieser wenig um seine Lästerungen, und verschmähte es, einen Menschen, der sich in den Philosophenmantel gesteckt hatte, für Worte zu strafen, zumal einen Solchen, der vom Schimpfen ordentlich Profession machte. Desto höher wuchs dadurch sein Ansehen bei dem Pöbel, der den Narren für etwas Großes ansah, bis er es endlich so über alle Maßen unverschämt trieb, daß der Präfekt der Stadt ihn mit dem Bedeuten fortschickte, solche Philosophen brauche man in Rom nicht. Allein auch Dieß vermehrte nur seinen Ruf, und bald war er in Aller Mund der große Philosoph, den man seines Freimuths und seiner kühnen Sprache wegen aus Rom vertrieben habe. Und so sah er sich ohne sein Verdienst einem Musonius, Dio und Epictet an die Seite gestellt, und Wer sonst noch in eine ähnliche Lage, wie Diese, gerathen war.

19. Aus Italien kam er nach Griechenland, und schimpfte hier bald auf die Eléer, bald suchte er die Griechen zu überreden, die Waffen gegen Rom zu ergreifen, bald schmähte er einen durch Gelehrsamkeit und Rang ausgezeichneten Mann [Herodes Attikus], weil er sich unter andern Verdiensten um Griechenland sich auch Das erworben hatte, daß er auf seine Kosten eine Wasserleitung nach Olympia führen ließ, und dadurch für die Besucher des Volksfestes die Gefahr beseitigte, vor Durst zu verschmachten. Diesen Mann nun lästerte er mit

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1623. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1623.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)