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uns sich nicht erwehren konnten, ein Gleiches zu thun. Endlich faßte er sich und fuhr fort:

8. Was könnten wir auch anders thun als lachen, da wir eine so schnackische Rede angehört haben, und sehen, wie graubärtige Männer um eines erbärmlichen Bischens Berühmtheit willen nahe daran sind, vor aller Welt Purzelbäume zu machen? Damit ihr aber auch erfahret, was es für ein Götterbild ist, das demnächst in Flammen aufgehen soll, so laßt euch sagen, was ich theils aus eigener langer Beobachtung seines Charakters und seines Lebens von ihm zu sagen weiß, theils auch von seinen Mitbürgern und Andern, die ihn genau kennen mußten, in Erfahrung gebracht habe.

9. Dieses Meisterwerk der Natur also, diese göttliche Schöpfung, dieses Normalbild des Polykletus, wurde einst in Armenien, nach kaum erreichten Jahren der Mannbarkeit, im Ehebruch ertappt, und konnte sich kaum noch, wiewohl tüchtig durchgebläut und mit einem Rettich im Hintern, durch einen Sprung vom Dache retten. Nach einiger Zeit mißbrauchte er einen hübschen Knaben und mußte sich mit dreitausend Drachmen [1300 fl.], die er den armen Eltern des Jungen gab, von der Schmach loskaufen, vor den Statthalter von Asien geführt zu werden.

10. Doch dergleichen Stückchen glaube ich übergehen zu können. Damals war der Thon des Götterbildes noch nicht geformt, das Meisterwerk noch nicht in seiner Vollendung dargestellt. Desto wichtiger ist, zu wissen, was er an seinem Vater verübte, wiewohl ihr Alle schon gehört haben werdet, daß er den mehr als sechzigjährigen Greis erdrosselte, weil

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1617. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1617.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)