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dir vor meinen Augen verliebte Scherze mit der Lycäna, nur um mich zu kränken. Und neulich, als du an meiner Seite warst, was wußtest du nicht Alles zum Lobe der Sängerin Magidion zu sagen? Es war mir um so schmerzlicher, weil ich wohl fühlte, daß es mit allem diesem nur auf meine Schmach abgesehen war. Unlängst, als ihr zusammen schmaustet, Thraso, Diphilus und du, war auch die Flötenspielerin Cymbalion, und die Pyrallis zugegen, welche letztere meine erklärte Feindin ist. Du wußtest dieß, und so war mir’s zwar ziemlich gleichgültig, daß du eine Cymbalion fünfmal küßtest, denn du beschimpftest dadurch bloß dich selbst: aber daß du der Pyrallis einmal um das andere zuwinktest, ihr, wenn du getrunken, den Becher zeigtest und dem Bedienten ins Ohr sagtest, daß er nur der Pyrallis und sonst keinem Menschen in diesen Becher einzuschenken habe; daß du endlich, als Diphilis eben in einem Gespräch Thraso begriffen war, einen Apfel anbißest, und ihr ihn, ohne nur im Geringsten zu thun, als ob ich’s nicht merken sollte, mit einem wohlgezielten Wurfe in den Schoos warfst, wo sie ihn dann sogleich aufhob, küßte und in ihren Busen versteckte – –! Lysias, warum hast du mir das gethan?

2. Habe ich mich auch nur im Geringsten gegen dich verfehlt? Habe ich dich irgend womit beleidigt, oder je einem Andern Aufmerksamkeit erwiesen? Lebe ich nicht einzig für dich? Oder hältst du es etwa für eine Kleinigkeit, einem armen Mädchen wehe zu thun, das dich bis zum Wahnsinn liebt? Glaube mir, es ist eine Adrastea im Himmel, die Alles sieht und hört. Du wirst es bald genug

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1599. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1599.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)