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Ampelis. Nun das eben nicht, aber daß er immer böse werde, wenn du nicht blos für ihn allein Augen hast. Denn wenn er dich nicht liebte, wie könnte er darüber in Zorn gerathen, daß du noch einen zweiten Liebhaber hast?

Chrysis. Aber ich habe ja keinen zweiten. Er glaubt ganz ohne Grund, der bewußte reiche Herr sey in mich verliebt, blos weil ich einmal zufällig seinen Namen nannte.

2. Ampelis. Um so besser, wenn er glaubt, daß es reiche Leute seyen, welche sich Mühe um dich geben. Das wird ihm nur um so mehr zu schaffen machen, und sein Stolz wird ihm nicht erlauben, von solchen Nebenbuhlern an Freigebigkeit sich übertreffen zu lassen.

Chrysis. Ach nein! Der tobt und prügelt nur, aber geben will er Nichts.

Ampelis. Er wird schon freigebig werden: die Eifersucht wird ihm keine Ruhe lassen.

Chrysis. Aber ich begreife nicht, liebe Ampelis, wie du verlangen kannst, daß ich mich soll schlagen lassen.

Ampelis. Das will ich nicht. Aber ich weiß, daß die Liebe ihre volle Stärke oft erst dann erreicht, wann der Liebhaber glaubt, vernachlässigt zu werden. Ist er gewiß, seinen Gegenstand allein zu besitzen, so erkaltet leicht seine Leidenschaft. Dieß sage ich dir aus zwanzigjähriger Hetären-Erfahrung. Du bist, glaube ich, noch nicht einmal achtzehen Jahre alt. Laß dir erzählen, was mir selbst vor etlichen Jahren begegnet ist. Der Wechsler Demophantus, der hinter der Pöcile wohnt, war damals mein Liebhaber. Dieser hatte mir niemals mehr als fünf Drachmen gegeben, und begehrte doch mein unumschränkter Gebieter zu seyn. Er

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1585.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)