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den Canal [zwischen Syrien, Cilicien und Cypern] gefahren und am zehenten Tage bei den Chelidonischen Inseln angekommen, wo nur wenig gefehlt hätte, daß sie nicht alle untergegangen wären.

8. Ich fuhr selbst einmal an den Chelidonen vorbei, und weiß davon zu sagen, wie gewaltig hier die Wogen ansteigen, zumal bei’m Süd und Südwestwind. Die dortige Felsenspitze scheidet den Pamphylischen Meerbusen vom Lycischen Meere: die gewaltige Strömung spaltet sich an den schroffen, senkrechten, von den Fluthen selbst gleichsam geschärften Klippen, wodurch eine furchtbar tobende Brandung entsteht und die Wogen nicht selten die Höhe der Felsenwände erreichen.

9. In diese Brandung geriethen sie, nach der Erzählung des Schiffsherrn, noch obendrein bei Nacht in der dicksten Finsterniß. Doch hätten sich die Götter durch ihr flehentliches Gebet erweichen lassen und ihnen von Lycien her ein Feuer gezeigt, so daß sie im Stande waren, die Gegend zu erkennen: auch hätte sich ein helle leuchtendes Gestirn, einer der Dioscuren, auf die Spitze ihres Mastes gesetzt, und ihr Schiff linkshin in die hohe See geleitet, in demselben Augenblicke, als es schon den Klippen zutrieb. Weil sie nun doch einmal von der geraden Richtung abgekommen waren, so steuerten sie durch das Aegäische Meer, und langten endlich unter beständigem Laviren gegen die Passatwinde, siebzig Tage nach ihrem Auslaufen von Aegypten, gestern im Piräus an. So weit wurden sie aus ihrer Bahn gebracht, während sie Creta zur Rechten hätten liegen lassen,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1533.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)