Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

darnach. Man könnte diesen Durst nicht löschen, auch wenn man ihnen alles Wasser des Nils und der Donau zu trinken böte; vielmehr entzündet alles Naß die Hitze auf’s Neue; es ist, als ob man Oehl in’s Feuer göße.

5. Als Grund geben die Söhne des Aesculap den Umstand an, daß der dicke giftige Saft, durch reichliches Zugießen von Getränke verdünnt, sich natürlich um so leichter dem ganzen Körper mittheile und dadurch um so wirksamer werde.

6. Ich habe nun zwar noch Keinen dieser Kranken mit eigenen Augen gesehen, und die Götter wollen verhüten, daß ich je einen Menschen zu Gesichte bekomme, der diese Pein leidet! Auch habe ich weislich nie einen Fuß in die Libysche Wüste gesetzt. Allein Einer meiner Freunde hat mir eine Grabschrift mitgetheilt, welche er selbst auf dem Leichenstein eines Mannes, der auf diese Art gestorben ist, gelesen zu haben versicherte. Auf einer Reise von Libyen nach Aegypten wäre er, so erzählte er mir, an der großen Syrte[1] vorbeigekommen (ein Umweg, der nicht zu vermeiden sey): ganz nahe am Ufer, fast unmittelbar an der Brandung sey ihm ein Grabmal mit einer Denksäule aufgestoßen, auf welcher die Todesart des Begrabenen vorgestellt war. Es war nämlich ein Mann auf derselben ausgehauen, wie man den Tantalus darzustellen pflegt: er steht im Wasser und schöpft mit der Hand um zu trinken, eine Dipsade hat sich um seinen Fuß geringelt und sich fest hineingebissen; viele Weiber laufen mit Wasserkrügen herbei, die sie über ihn


  1. Golfo die Sidra.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1520.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)