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wovon ich jetzt sprechen werde, und was diese Gegend gänzlich zu meiden gebietet. Sie ist nämlich von einer Unzahl mannichfaltiger, zum Theil sehr großer und seltsam gestalteter Kriechthiere bevölkert, gegen deren Gift es kein Mittel gibt. Einige dieser Arten bewohnen Höhlungen unter dem Sande: andere halten sich auf der Oberfläche auf, wie die Panskröten, Vipern, Ottern, Hornschlangen, Bupresten [giftige Käfer], Schießschlangen, Amphisbänen [zweiköpfige Schlangen], Drachen, und zweierlei Gattungen von Scorpionen. von welchen die eine ungemein groß ist, viele Gelenke hat und auf dem Boden bleibt, die andere mit Flügeln versehen ist, welche aus zarten Häutchen bestehen gleich denen der Heuschrecken, Grillen und Fledermäuse. Die zahllosen Schwärme dieser fliegenden Scorpionen machen es nicht wohl möglich, sich diesen Gegenden Libyens zu nähern.

4. Das furchtbarste Gewürm aber, welches diese Sandwüste nährt, ist die Dipsade [Durstschlange], eine Schlange, deren Größe nicht bedeutend, und deren Gestalt wenig von der Otter verschieden ist. Ihr Biß ist heftig und bringt ein verdicktes Gift in die Wunde, welches im Augenblicke unausstehliche Schmerzen verursacht. Die Wunde entzündet sich und geht in Fäulniß über, und theilt dem ganzen Körper eine so furchtbare Hitze mit, daß die Gebissenen brüllen, als ob sie auf einem brennenden Holzstoß lägen. Das schrecklichste Leiden aber, was die Unglücklichen quält und verzehrt, ist der unbeschreibliche Durst, wovon die Schlange auch ihren Namen hat. Und was das Seltsamste ist: je mehr sie trinken, desto brennender wird ihre Begierde

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1519.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)