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31. „Das letzte Gemälde zeigt die Medéa, von Eifersucht entflammt, mit einem grollenden Blick auf ihre beiden Knaben auf eine gräßliche That sinnend. Schon hält sie das Schwert in der Hand: aber die armen Kleinen sitzen lächelnd und nichts Arges ahnend vor ihr, wiewohl sie das Mordgewehr in ihrer Hand sehen.“

32. „Ihr seht nun selbst, meine Richter, wie dieses Alles den Zuhörer abwendig macht und zum Beschauen hinzieht, während der Redende verlassen dasteht. Uebrigens habe ich mit dieser Schilderung keineswegs beabsichtigt, daß Ihr meinen Gegner für einen unbesonnenen Prahler halten möchtet, der sich ohne Noth mit einer so schwierigen Aufgabe eingelassen habe, und den Ihr deßwegen aus Widerwillen verurtheilen und mit seinen Reden allein stehen lassen sollet. Möchtet Ihr im Gegentheil ihn in seinem Wettkampfe unterstützen, und, in Betracht seines schwierigen Versuches, so viel möglich mit zugedrückten Augen seine Vorträge anhören! Vielleicht daß es ihm alsdann, wenn er in Euch keine Richter, sondern hülfreiche Freunde vor sich hätte, eher gelingen könnte, des prachtvollen Hörsaales nicht gänzlich unwürdig zu erscheinen. Findet es indessen nicht auffallend, daß ich für einen Gegner diese Fürbitte einlege. Meine Vorliebe für diesen Saal ist so groß, daß ich Jedem, der in ihm sich vernehmen lassen will, Wer er auch sey, einen ehrenvollen Erfolg wünsche.“

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)