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ob hier Einer spricht oder vorliest; er ist ganz vertieft in Das, was er sieht: er müßte denn blind seyn, oder der Vortrag müßte, wie einst die Sitzungen des Areopagus, bei Nacht gehalten werden.“

19. „Daß überhaupt der Eindruck des Gehörten sich mit der Wirkung der Anschauung nicht messen kann, dürfte eine Vergleichung der Sirenenfabel mit der von den Gorgonen beweisen. Jene bezauberten zwar die Vorüberschiffenden durch ihren Gesang und ihre schmeichelnden Töne, und hielten sie, wenn sie heranschifften, lange bei sich, wie denn überhaupt die volle Wirkung ihres Zaubers einige Zeit erforderte: gleichwohl segelte Einer an ihnen vorbei, ohne ihren Melodieen ein Ohr zu leihen. Allein die Schönheit der Gorgonen war von unwiderstehlicher Gewalt: sie wirkte auf das Innerste der Seele, brachte augenblicklich den Beschauenden ausser Fassung und raubte ihm die Sprache, oder, wie der Mythus sich ausdrückt, sie verwandelte ihn in Stein. Auch was mein Gegner vorhin vom Pfau sagte, spricht ohne Zweifel für mich. Was diesem Vogel Reize gibt, ist nicht seine Stimme, sondern sein Anblick. Wollte man zwischen eine Nachtigall und einen Schwan einen Pfau stellen, und ließe jene Beiden noch so lieblich singen, während der Pfau schwiege, ich weiß gewiß, das Gemüth eines Jeden würde sich dem Pfau zuwenden, ohne auch das Geringste nach jenen Sängern zu fragen. So unbesiegbar ist der Reiz eines schönen Anblicks.“

20. „Als Zeugen will ich Euch, wenn ihr es erlaubt, einen sehr verständigen Mann aufstellen, der Euch sogleich die Wahrheit bekräftigen soll, daß der Eindruck des Gesehenen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1494.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)