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seyn will, und sucht mir das Wort ohne Weiteres abzuschneiden. Ich halte inne, und nun behauptet er, ich spreche die Unwahrheit und er müsse sich wundern, wie ich sagen könne, die Schönheit eines mit Malerei und Vergoldung ausgeschmückten Saales sey vortheilhaft, um darin eine Probe des Rednertalentes abzulegen, während doch gerade das Gegentheil statt finde. Doch – das Beste wird seyn, der Gegenredner trete selbst vor Euch, als unseren Schiedsrichtern auf, und erkläre sich näher über seine Meinung, in wiefern er glaube, daß ein armseliger und unansehnlicher Raum für den Sprechenden zuträglicher sey. Was ich zu sagen hatte, habt ihr ja schon vernommen, so daß ich also nicht nöthig habe, Dasselbe zu widerholen. Möge also mein Gegner auftreten und sich hören lassen; ich will schweigen und ihm auf eine Weile meine Stelle einräumen.

15. „Der Redner vor mir, meine Richter, hat lang und ausführlich zum Preise dieses Saales gesprochen, und durch seine Lobreden dessen Schönheit zu erheben gesucht, was ich zu mißbilligen so weit entfernt bin, daß ich sogar Einiges hinzufügen werde, was Jener übergangen hat. Meine Absicht aber ist, Euch zu zeigen, daß dieser Raum, je schöner er Euch zu seyn scheint, desto nachtheiliger für Denjenigen ist, der in demselben reden will. Weil denn nun mein Gegner eine Vergleichung von dem Putz und Geschmeide der Frauen entlehnt hat, so erlaubet mir vorerst, mich desselben Gleichnisses zu bedienen. Ich behaupte, daß ein reicher Schmuck auch die Reize einer schönen Frau nicht nur nicht erhöht, sondern ihrer Wirkung sogar entgegen ist, indem das Auge des Betrachtenden, von dem Golde und den kostbaren

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)