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Nichts darauf weidet, als die Augen Derer, welche ihn betrachten.

10. Und nun diese Fülle von Schönheiten, Wer sollte sie nicht mit dem größten Genusse, nicht mit dem lebhaftesten Wunsche beschauen, durch einen Vortrag in Mitten derselben sogar sein eigenes Talent überbieten zu können, im Gefühle, wie schlecht es ihm anstände, hinter der Schönheit eines solchen Anblicks zurückzubleiben? Es gibt nichts Ermunternderes, als der Anblick des Schönen, und nicht bloß für den Menschen; auch ein Pferd wird mit größerer Lust über eine ebene, mit weichem Rasen bewachsene Fläche wegrennen, die seinem Hufschlag nicht widerstrebt, sondern seinen Fußtritten sanft nachgibt. Es setzt sich dann in vollen Lauf, überläßt sich ganz seiner Schnelligkeit, und wetteifert so gleichsam mit der Schönheit seines Bodens.

11. Wenn ein Pfau im beginnenden Frühling in eine Wiese kommt, wo die Blumen in lang ersehnter, frischer Farbenpracht hervorsprossen und mit dem reinsten Schmelze prangen, so breitet auch er seine Federn gegen die Sonne aus, und indem er seinen Schweif wie ein Rad um sich her spannt, entfaltet er den ganzen blumigten Frühling seines Gefieders, als ob die blühende Aue ihn zum Wettstreite herausforderte. Stolz auf seine Pracht und triumphirend dreht er sich im Kreise herum, und erscheint um so herrlicher, wenn seine Farben im Sonnenglanze spielen und unvermerkt in einander übergehen, und jeden Augenblick ein neues prächtiges Schauspiel bieten. Am schönsten geschieht dieß mit den sogenannten Augen an den Enden seiner Schweiffedern: um jedes derselben läuft ein bunter Ring wie ein Regenbogen,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1489.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)