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vorbringen zu können. Wer aber mit gebildetem Geschmacke ein schönes Werk betrachtet, ist schwerlich zufrieden, den reizenden Anblick bloß mit den Augen zu genießen, und einen stummen Beschauer seiner Schönheit abzugeben; sondern er wird sich damit beschäftigen und sein ganzes Talent aufbieten, seinen Dank für den Genuß dieses Anblicks durch Worte abzutragen.

3. Dieser Dank wird aber nicht in einem bloßen Lobe dieses schönen Saales bestehen. Dergleichen würde sich etwa für einen jungen Menschen schicken, wie jener Ithaker war,[1] der im Entzücken über die Pracht in der Wohnung des Menelaus das Gold und Elfenbein derselben mit den Herrlichkeiten des Himmels verglich, weil er auf Erden nichts Aehnliches gesehen hatte. Aber in diesem Saale zu sprechen, in demselben vor einer Gesellschaft der Gebildetsten eine Probe seines Rednertalentes abzulegen, auch Dieß dürfte ein Theil der ihm gebührenden Huldigung seyn. Und ich wüßte nicht, was es Angenehmeres gäbe, als wenn ein so herrlicher Raum sich für die Aufnahme unseres Vortrages öffnet; wenn er sich füllt mit den Stimmen Derer, welche uns Lob und Beifall zollen; wenn in ihm, wie in einer weiten Grotte, der leise Nachhall unsere Worte begleitet, und wenn er unsere letzten Töne sich verweilen und sanft verschweben läßt, oder vielmehr, wie der aufmerksame Hörer aus Wohlgefallen das Gehörte leise nachspricht, die empfangenen Töne wohllautend zurückgibt. So hallen die Felsenhöhen von dem Flötenspiele der Hirten wieder, indem die Töne sich an ihnen


  1. Telemachus, Odyss. IV, 71. ff.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1484.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)