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und sagtest: „Er ließ das Eine [θάτερον für τὸν ἔτερον, den Einen] von den beiden Armen umbringen.“ Natürlich lachten deine Zuhörer. Du willst dich also schnell verbessern und sagst: „Nicht doch, ich wollte sagen ἂτερον [was gar kein Wort ist]“.

30. Die Stückchen, zu welchen dich die Armuth trieb, dir zum Vorwurf zu machen, davor möge mich die gute Adrastéa bewahren. Man muß es Einem zu gut halten, den der Hunger plagt, wenn er von einem Bürger eine Geldsumme in Verwahrung nimmt, und sie ihm nachher abschwört, oder wenn er unverschämt bittet oder gar bettelt, mitunter auch Kleider in den Badehäusern stiehlt, und den Zolleinnehmer macht. Ich rücke dir also das nicht vor: möge es immer hingehen, daß man auf alle Weise seiner Noth sich erwehre. Allein Das ist das Unverzeihliche, daß du, als ein armer Schlucker, Alles, was du mit deiner Unverschämtheit erworben hast, mit Lüderlichkeiten so schandbarer Art wieder durchbringst. Wenn du mir übrigens die Möglichkeit ließest, Etwas an dir zu loben, so würde ich sagen, das war ein recht artiger Streich von dir, daß du mit der angeblichen Rhetorik des Tisias, welche ein Machwerk von dir selbst war,[1] jenen einfältigen alten Kerl um dreißig Goldstücke


  1. Das Wortspiel in τὸ δισκόρακος ἔργον ἀυτὸς ποιήσας (wie wohl zu lesen ist, und darauf ἐξήρπασας) mußte aufgegeben werden. Κόραξ hieß der Lehrer des Rhetorikers Tisias: das Wort bedeutet aber eigentlich Rabe, Galgenvogel. – Vielleicht, daß der Geprellte, über welchen Lucian hier triumphirt, der Ignorant ist, welchem der Aufsatz Bd. XI, S. 1415. ff. gilt.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1480.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)