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Beinamen führtest du dort! du hießest der Cyclop weil du einst in schandbarer Lust Homers bekannte Stelle nach deiner Weise aufführtest. Trunken lagst du da als Polyphem, mit dem Becher in der Hand. Ein bezahlter Bursche, der zweite Ulysses, naht dir mit dem wohlgespitzten Pfahl, als ob er das Auge dir ausstoßen wollte;

Aber dieses verfehlt’ er, und seitwärts bog sich die Lanze,
Und die stürmende Spitz’ flog unten neben dem Kinn hin.[1]

(Mag die Anwendung dieser Verse auch frostig seyn, immer gut genug, wenn von dir die Rede ist.) Denn auf’s Maul, statt auf’s Auge, war’s abgesehen: und wirklich sperrte es der Cyclop so weit auf, als wollte er, wie die Charybdis, den ganzen Utis sammt seinen Gefährten und all seinem Schiffgeräthe verschlingen – eine Scene, von welcher alle Anwesenden Zeuge waren, und welche du am folgenden Tage mit Nichts anderem als mit der Stärke des Weines entschuldigen konntest.

28. Und im Besitze eines Reichthums an so vielsagenden Beinamen schämst du dich noch am Apophras? In aller Welt, so sage mir doch, warum? Da du ja sogar von männiglich dir nachsagen lässest, du liebest den Lesbischen und den Phönicischen Brauch?[2] Oder sind diese Wörter dir etwa eben so unbekannt, wie das Wort Apophras, und du glaubst vielleicht sogar, sie enthalten ein Lob für dich? Nein, vielmehr


  1. Parodieen von Hom. Il. XI, 233. V, 293. Vergl. Odyss. IX, 371 ff.
  2. Gewisse Unnatürlichkeiten, von den Alten selbst ἂῤῥηιοι μίξεις, infanda coëundi genera, genannt.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1478.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)