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sich recht gut zu erinnern wissen, wie sie dich auf des Burschen Schoos sitzend antrafen, und wie er Dinge mit dir trieb, welche du selbst am besten wissen mußt, wenn anders dein Gedächtniß dich nicht gänzlich verlassen hat.

21. Oder kennt man dich vielleicht in Aegypten nicht, was deine Zuflucht nach jenen eben genannten preiswürdigen Thaten war, wegen welcher du dich aus Syrien davon machen mußtest, und wohin die Kaufleute dir nachsetzen ließen, weil du bei ihnen kostbare Kleider gekauft hattest, um unter Weges einen Zehrpfennig zu haben? Allein Alexandria weiß wahrlich keine geringern Dinge von dir, und es wäre auch nicht billig gewesen, dieser Stadt geringere Ehre als den Antiochenern anzuthun. Im Gegentheile, deine Sittenlosigkeit zeigte sich dort noch weit weniger verschleyert, deine Unfläterei noch weit toller, dein Name war jetzt weit übler berüchtigt, als je: du hattest jetzt die Maske völlig abgelegt. Ein Einziger war, der dir vielleicht noch glaubte, als du jenen Gerüchten widersprachst, der sich deiner annahm und der Letzte war, von welchem du in Dienste genommen wurdest,[1] ein vornehmer Römer, dessen Namen zu nennen du mir erlassen wirst, um so mehr, da Jedermann weiß, welchen ich meine. Ich übergehe die vielen Ungezogenheiten, die du dir in seinem Hause erlaubtest, und welche dir gleichwohl eine Zeitlang hingingen. Allein als er dich einmal auf dem Schoos eines jungen Mundschenken Oenopion überraschte, wie da? Glaubte er wohl, auch im Angesichte dieser


  1. In ein gelehrtes Dienstverhältniß nämlich, wie es in dem Aufsatz: die gedungenen Gelehrten geschildert ist.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1473. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1473.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)