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in Verlegenheit setzen müßte. Ich will sie also lieber nicht nennen, weil sie ohnehin Jedermann genugsam kennt. Wenn hingegen du im Stande seyn wirst, einen Einzigen unter den Alten aufzuweisen, der es nicht gebraucht hat, so sollst du mir, sprichwörtlich zu reden, vergoldet zu Olympia stehen. Allein ein Mensch, wie du, der zu hohen Jahren gekommen ist, und dabei doch solche Dinge noch nicht weiß, wird ohne Zweifel auch nicht wissen, daß Athen eine Statt in Attica ist, und daß Corinth auf dem Isthmus, Sparta in dem Peloponnes liegt.

16. Noch wäre übrig, daß du sagen könntest, das Wort selbst hättest du wohl gekannt, aber seine unpassende Anwendung auf dich hättest du getadelt. Auch darauf werde ich dir das Gehörige zu antworten wissen: merke also wohl auf, wenn anders deine Unwissenheit dir nicht völlig gleichgültig ist. Schon die Alten haben viele dergleichen Beinamen Menschen deines Gelichters zu ihrer Zeit angehängt, wie es denn natürlich zu allen Zeiten unflätige Gesellen und Schurken gegeben hat. So nannte z. B. Jemand einen Menschen von zweideutigem Charakter einen Cothurn, weil diese Art Schuhe für jeden Fuß paßt: ein Anderer hieß Lypaës,[1] weil er ein ungestümer Volksredner war, der Aufruhr in den Bürgerversammlungen zu erregen pflegte; ein anderer Redner hieß der Siebente,[2] weil er jedesmal


  1. Ein gänzlich unbekanntes, wahrscheinlich corruptes Wort, wofür Gessner vorschlug Lyssa (Tollwurm).
  2. Der siebente Tag jedes Monats war ein Erholungstag für die Griechische Jugend, und dem Apollo geheiligt, der am siebenten Thargelion geboren worden war.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1469.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)