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wie konntest du mir Schuld geben, man merke mir den Ausländer an der Sprache an, als ich von dir sagte, du wärest einem Apophras ähnlich, indem ich, wie ich mich recht wohl erinnere, deinen Charakter mit einem verworfenen Tage verglich – wenn dir dieses Wort je einmal zu Ohren gekommen wäre? Ich werde dich nun gleich belehren, was der Ausdruck Apophras besagen will. Vorerst aber muß ich auf dich anwenden, was einst Archilochus sagte: „du hast die Grille am Flügel gefaßt;“ wenn du anders schon von einem Jambendichter, Namens Archilochus aus Paros, etwas gehört hast, einem ungemein freimüthigen und aufrichtigen Manne, der sich Nichts daraus machte, seine Meinung derb zu sagen, mochte es auch noch so kränkend für Die seyn, welche in die Falle seiner Jamben geriethen. Von einem Solchen, der ihn einst beleidigt hatte, sagte er: „der Mann hat die Grille beim Flügel gefaßt,“ indem er sich mit einem Thierchen verglich, das für sich schon, und ohne genöthigt zu werden, laut genug ist, aber wenn es am Flügel ergriffen wird, nur um so durchdringender schreit. „Welcher Gedanke, Unglücklicher,“ setzte er hinzu, „einen Dichter gegen dich aufzureizen, der ohnehin schon eine fertige Zunge hat und darauf aus ist, sich mit Stoff für seine Jamben zu versehen?“

2. Mit denselben Worten drohe ich auch dir, wahrlich nicht, als ob ich mich dem Archilochus gleichstellen wollte (wie sollte ich auch, da ich so weit hinter diesem zurückstehe?), sondern weil ich so viele tausend jambenwürdige Stückchen aus deinem Leben weiß, daß selbst Archilochus, auch wenn er den Simonides und Hippónax zu Hülfe nähme, nicht fertig

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)