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gegen die nächsten Angehörigen und Freunde, wodurch schon ganze Familien zu Grunde gerichtet, Städte und Staaten gänzlich zerrüttet, Aeltern und Kinder, Geschwister, Liebende und Geliebte gegen einander bis zur Wuth erbittert worden sind. Wie oft haben sich nicht schon Freunde für immer entzweit, wie viele häusliche Verhältnisse die größten Störungen erlitten, bloß wegen Verläumdungen, die man glaubwürdig zu machen wußte?

2. Damit wir nun wo möglich nie in solche Unfälle gerathen möchten, habe ich mir vorgenommen, in dieser Schrift wie in einem Gemälde, die Verläumdung nach ihrem Wesen, nach ihrem Ursprung und ihren Wirkungen darzustellen: wiewohl Apelles aus Ephesus mir längst schon mit einem solchen Gemälde zuvorgekommen ist. Dieser Apelles war bei Ptolemäus verläumdet worden, als hätte er Theil an der Verrätherei des Theodotas zu Tyrus gehabt; und doch hatte Apelles eben so wenig die Stadt Tyrus je gesehen, als er den Theodotas kannte, von welchem er nur gehört hatte, daß er von Ptolemäus zum Statthalter von Phönicien ernannt worden war. Gleichwohl hatte Einer seiner Kunstgenossen, Antiphilus mit Namen, der ihm seine Meisterschaft und die Achtung mißgönnte, welche er von Ptolemäus genossen, bei diesem über ihn ausgesagt, er hätte um alle Anschläge des Theodotas gewußt, und man hätte ihn in Phönicien an der Tafel desselben gesehen, wie er während der ganzen Mahlzeit ihm in’s Ohr geflüstert habe: kurz, den Abfall von Tyrus und die Uebergabe von Pelusium [an Antiochus] wußte er so darzustellen, als wäre Beides aus der Berathung mit Apelles hervorgegangen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1442.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)