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sondern die Kunst und das einzige Sängertalent, das Orpheus von seiner Mutter Kalliope erhalten, jene Zauberkraft besaß, während die Lyra selbst keinen höheren Werth hatte, als jedes andere Saitenspiel.

13. Doch was brauche ich dir vom alten Orpheus und Neanthus zu erzählen? Hat ja doch auch in unseren Zeiten Jemand, und der Mann lebt noch, glaub’ ich, die irdene Lampe des Stoikers Epiktet um dreitausend Drachmen [1 300 fl.] gekauft, ohne Zweifel in der Einbildung, wenn er des Nachts bei dieser Lampe studirte, so würde sich Epiktets Weisheit zwischen Schlafen und Wachen bei ihm einstellen, und er würde in Kurzem dem bewunderten Greise ähnlich werden.

14. Noch ganz neuerlich bezahlte ein Anderer für den Stock, welchen der Cyniker Proteus wegwarf, als er in die Flammen sprang, ein baares Talent [2 600 fl.], und bewahrt ihn jetzt als ein Kleinod auf, das er vorzeigt, wie die Tegeaten die Haut des Kalydonischen Ebers, die Thebaner die Gebeine des Geryones, oder die Bewohner von Memphis die Locken der Isis. Er selbst aber, der Besitzer des wunderwürdigen Schatzes, übertrifft gleichwohl sogar dich noch an Gemeinheit und unflätigem Wesen. Wie sehr wäre dir ein solcher Stock – an den Kopf zu gönnen!

15. Auch erzählt man sich von Dionysius zu Syrakus, daß er einst ein bis zum Lächerlichen erbärmliches Trauerspiel geschrieben, wegen dessen Philoxenus, weil er sich des Lachens nicht enthalten konnte, mehr als einmal in die Steinbrüche geschickt wurde.[1] Dionysius, der erfahren hatte,


Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1426.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)