Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

damit er ihnen nicht die heilige Quelle des Holméus oder die Hippokrene verunreinige, deren Wasser zu trinken doch dürstenden Heerden und der Hirten unschuldigem Munde vergönnt ist. Uebrigens wirst du selbst, wiewohl du sonst unverschämt genug bist, und in so fern wenigstens deinen Mann stellst, es doch nicht wagen, zu behaupten, daß du je eine gelehrte Erziehung genossen, oder daß es dir je darum zu thun gewesen sey, nähere Bekanntschaft mit der Literatur zu machen; du wirst es nicht wagen, uns Diesen oder Jenen als deinen Lehrer oder Mitschüler zu nennen.

4. Und doch bildest du dir jetzt ein, alles das Versäumte einzubringen, wenn du nur recht viele Bücher ankaufest. Allein besitze du Alles beisammen, was der große Redner Demosthenes eigenhändig geschrieben; besitze sogar jene acht sorgfältigen Abschriften, welche derselbe Demosthenes von dem Werke des Thucydides genommen – und wenn du alle die Bücher beisammen hättest, welche einst Sylla aus Athen nach Italien schickte, was hättest du wohl damit an Gelehrsamkeit gewonnen? Ja, lege dir deine Bücher unter’s Haupt und schlafe darauf, oder leime die Blätter zusammen und hülle dich darein um und um – Affe bleibt Affe, sagt das Sprichwort, und trüge er goldenen Schmuck. Du hast immer ein Buch in der Hand, und liesest immerfort; aber was du liesest, verstehest du nicht, und gleichest dem Esel, der, wenn er die Zither schlagen hört, kaum die Ohren reckt. Würde das Bücherhaben den Gelehrten ausmachen, so wäre ein solcher Besitz allerdings sehr hoch anzuschlagen; allein die Gelehrsamkeit wäre alsdann nur eine Sache für reiche Herren, die sie auf dem Markte einkaufen könnten, und uns arme Leute

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1418.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)