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in die Vorzüge und Fehler jeder Schrift, in den Sinn und Zusammenhang des Ganzen, in die Wahl und Stellung der einzelnen Ausdrücke hast, und so lange du nicht beurtheilen kannst, ob sich der Schriftsteller genau an die Regeln des richtigen Geschmackes gehalten, und was etwa verdächtig, unächt oder verfälscht ist.

3. Was sagst du dazu? Willst du uns etwa glauben machen, du verständest das Alles, ohne es gelernt zu haben? Wie ginge doch das zu, wenn du anders nicht von den Musen selbst, gleich dem Hirten Hesiodus,[1] einen Lorbeerzweig erhalten hast? Allein vom Helikon, wo jene Göttinnen wohnen, ist dir, dünkt mich, auch nicht ein Wort zu Ohren gekommen, geschweige, daß du in deinen Jünglingsjahren selbst dort gewesen wärest. Es wäre dir Sünde, den Namen der Musen auch nur in den Mund zu nehmen. Diese haben es nicht unter ihrer Würde gehalten, einem Hirten zu erscheinen, so derb, rauh, und von der Sonne verbrannt der Mann auch ausgesehen haben mag; aber einem Menschen, wie du bist (du wirst es mir zu gut halten,[2] daß ich mich hier nicht deutlicher ausspreche), auch nur in die Nähe zu kommen, dazu würden sie sich gewiß nicht entschließen können, sondern ihn, statt ihm einen Lorbeerzweig zu reichen, mit Myrtenruthen[WS 1] und Malvenstengeln vom Helikon wegpeitschen lassen,


  1. S. die Rednerschule 4.
  2. Wörtlich: „erlasse mir, bei der Libanitis, jetzt Alles deutlich heraus zu sagen.“ Die Venus hatte auf dem Libanon einen Tempel, wo der Kultus der Göttin mit widernatürlicher Unzucht gefeiert ward.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Myrthenruthen (korrigiert nach: Verbesserungen. S. 1900)
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1417.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)