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gestört wird. – Selbst wenn einer Fliege der Kopf abgerissen wird, behält der Rumpf doch noch lange Leben und Bewegung.

7. Aber das Merkwürdigste an der Natur dieser Thiere, und das Einzige, was Plato in seiner Schrift über die Unsterblichkeit der Seele übersehen zu haben scheint, ist noch zu erwähnen. Streut man etwas Asche auf eine gestorbene Fliege, so geht eine völlige Wiedergeburt mit ihr vor, sie ersteht zu einem neuen Leben; zum augenscheinlichen Beweise, daß auch die Fliegenseele unsterblich ist, da sie ja in ihren verlassenen Körper wiederkehrt, ihn für den ihrigen erkennt, belebt und davon fliegen macht. Dadurch wird auch die Sage von Hermotimus aus Clazomenä bestätigt, dessen Seele ihn öfters verlassen, und nachdem sie eine Zeitlang für sich allein herumgewandert, wieder heimgekommen sey, ihren Leib eingenommen und den Hermotimus wieder auferweckt habe.

8. Uebrigens lebt die Fliege unabhängig und mühelos, und genießt nur, was Andere gearbeitet haben. Allenthalben ist für sie der Tisch gedeckt. Für sie wird die Ziege gemolken: für sie nicht minder, als für die Menschen, bereitet die Biene ihren Honig: für sie würzt der Koch seine besten Gerichte. Sogar auf des Königes Tafel spaziert sie umher, kostet alle Schüsseln zuerst, und läßt sich, so gut als der König selbst, von jeder Speise belieben.

9. Sie nistet nicht an einem bestimmten Orte, um Junge zu hecken, sondern führt ein umherschweifendes Leben nach Scythenweise, und wo sich’s trifft, daß sie von der Nacht überfallen wird, da ist ihr Quartier und ihre Heimath. Denn im Dunkeln, wie gesagt, nimmt sie Nichts vor. Was sie auch thun mag, sie braucht nicht zu wünschen, es ungesehen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart 1827–1832, Seite 1413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1413.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)