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wenn Pan sich ihrer bemächtigt hat, wäre zu weitläuftig, hier zu erzählen. Hierher gehört nur das Benehmen der Alten, wenn auch sie von diesem Wasser berauscht sind. Sobald nämlich ein Greis getrunken hat und vom Silen ergriffen ist, so bleibt er anfangs eine ziemliche Zeitlang sprachlos, und gleicht ganz einem Menschen, dem von zu reichlichem Naß der Kopf schwer geworden ist. Auf einmal aber wird seine Brust frei, seine Stimme hebt sich hell und kräftig, und so stumm er zuvor gewesen, so geschwätzig wird er jetzt: auch wenn man ihm den Mund zuhalten wollte, würde er doch nicht aufhören zu plaudern. Und wiewohl er, nicht minder als jener homerische Sprecher [Ulysses, Il. III, 222.]

– ein Gedräng der Worte, wie stöbernder Winterflocken,

von sich gibt, so ist dennoch Alles recht geordnet und verständig. Nicht genug, daß diese Greise schon ihres Alters wegen den Schwänen ähnlich sind: ihr fortlaufender Redefluß gleicht vielmehr dem unermüdlichen Schwirren der Cikade bis an den späten Abend. Aber alsdann verläßt sie ihr Rausch: sie schweigen plötzlich und sind wieder wie zuvor. Das Sonderbarste aber habe ich noch gar nicht erwähnt. Wenn ein solcher Alter durch den Untergang der Sonne genöthigt worden war, mitten in seiner Rede abzubrechen, und somit, was er sagen wollte, unausgeführt zu lassen, so fängt er im folgenden Jahre, sobald er an der Quelle getrunken, bei denselben Worten wieder an, bei welchen ihn im vorigen Jahre der Rausch verlassen hat.

8. Doch genug eines Scherzes, der nach des Momus Art mir selbst gilt. Die Moral brauche ich der Fabel nicht beizufügen: ihr seht selbst, in wie weit sie auf mich paßt.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)