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Hippias oder das Bad.[1]

1. Unter Männern von ausgezeichnetem Wissen halte ich Diejenigen am meisten für beifallswürdig, welche nicht blos in Vorträgen jeden Gegenstand ihres Faches gut abzuhandeln verstehen, sondern auch durch Werke den Erwartungen entsprechen, welche ihre Worte erregt hatten. Jeder Vernünftige wird, wenn er krank ist, nicht den Arzt rufen lassen, der über seine Kunst am besten zu sprechen versteht, sondern Einen, der auch in ihrer Ausübung erfahren ist. Ein Musikkenner, der blos die Gesetze der Rhythmen und Töne kennt und ihre Gattungen zu unterscheiden weiß, steht weit unter Dem, welcher das Saitenspiel selbst zu handhaben und zu singen versteht. Und gelten nicht für die besten Feldherren Diejenigen, welche nicht blos Schlachtordnungen zu bilden und zu befehligen, sondern auch, als tüchtige Vorkämpfer, Kriegsthaten mit eigener Faust zu verrichten wissen, wie z. B. unter den Alten Agamemnon und Achilles, unter den Spätern Alexander und Pyrrhus?

2. Was ich mit all Diesem wolle, fragst du? Nicht etwa mit einigen müßigen Bemerkungen meine Kenntnisse zeigen,


  1. Ueber dieses Gebäude eines, wie es scheint, zu Lucian’s Zeiten berühmten Architekten (nicht zu verwechseln mit dem Sophisten Hippias) sehe man F. Weinbrenners Entwürfe und Ergänzungen antiker Gebäude. Karlsruhe 1822. Fol. Heft 1. Uebrigens wird nicht überflüssig seyn, zu bemerken, daß unser Aufsatz der Feder Lucian’s kaum würdig erscheint.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1389.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)