Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

täglich uns begegnende Erscheinungen keinen Glauben verdienen?“

28. „Nein bei Gott,“ versetzte ich, „jetzt behaupte ich sogar, daß man jedem Ungläubigen, der frech genug wäre, die Wahrheit abzuläugnen, den H…n mit einem goldenen Pantoffel ausklopfen sollte.“

29. Jetzt trat der Pythagoräer Arignótus in’s Zimmer mit seinem langen Haare und seinem feierlichen Angesicht: du kennst ihn ja, den heiligen Mann, den hochgepriesenen Weisen. Wie ich den sah, athmete ich wieder frei; der wird, dachte ich, allem diesem Lügenwerk mit Einem Striche ein Ende machen, und den albernen Wunderkrämern das Maul stopfen. Daher war es mir, als ob der weise Mann mir von meinem guten Glück wie ein Gott aus den Wolken zugeschickt worden wäre. Kleodemus räumte ihm seinen Sitz ein, und als er sich niedergelassen, war seine erste Frage an Eukrates nach seinem Befinden. Auf dessen Erwiederung, daß er sich erleichtert fühle, fuhr er fort: „Ueber welchen philosophischen Gegenstand habt ihr euch unterhalten? ich hörte so etwas im Hereintreten, und vermuthe, daß der Gang eures Gesprächs sehr interessant seyn wird.“ – „Wir waren eben bemüht,“ versetzte Eukrates, „diesen diamantnen Kopf da (auf mich weisend) zu überzeugen, daß es Geister und Gespenster gäbe, und daß die Seelen der Todten auf der Erde herumwandern, und erscheinen, wem sie wollen.“ Ich erröthete aus Ehrfurcht vor Arignótus, und schlug die Augen nieder. „Vielleicht,“ sagte Dieser, „ist die Meinung des Tychiades, daß nur die Seelen Derer, welche eines gewaltsamen Todes gestorben, umgehen, z. B. die Erhängten,

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)