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die Reben an die Pfähle zu binden, als die Bestie herbeigeschlichen, ihn in die große Zehe gebissen, und sich darauf sogleich wieder in ihre Höhle hineingemacht habe. Jetzt liege er da, und winsele und vergehe vor Schmerz. Wie der Mensch noch so erzählte, sahen wir schon den Midas von seinen Mitknechten auf einem Tragstuhl herbeigebracht werden: er war über und über geschwollen, braun und blau, sein ganzes Aussehen wie abgestorben; kaum holte er noch Athem. Da sagte ein zufällig anwesender Bekannter zu meinem Vater, dem der Unfall sehr nahe ging: „„Beruhige dich; ich will auf der Stelle einen Babylonier, einen von den sogenannten Chaldäern herbeiholen, der wird dir den Mann bald kurirt haben.““ Daß ich’s kurz mache: der Babylonier kommt und bringt unsern Midas richtig auf die Beine, nachdem er ihm mittelst eines Spruches das Gift aus dem Leibe getrieben, und ein Stückchen, das er von dem Grabstein einer verstorbenen Jungfrau abgeschlagen, an den Fuß gebunden hatte. Vielleicht findet man das eben nicht außerordentlich! wiewohl ich mit angesehen habe, wie Midas aufstand, denselben Stuhl, auf welchem man ihn herbeigetragen hatte, auf die Schulter nahm, und kräftigen Schrittes hinaus nach unserem Gute ging. So viel vermochte der Zauberspruch und das Stückchen von jenem Leichenstein!

12. Allein der Mann that noch mehr: er verrichtete ein wahrhaft göttliches Wunder. Des Morgens früh begab er sich auf unser Gut, und ging dreimal um dasselbe, indem er mit einer Fackel und mit Schwefeldampf eine Weihung des Ortes vornahm, und aus einem alten Buche sieben heilige Namen dazu vorlas. Dadurch vertrieb er, was von

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1364.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)