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Wörter selbst fabriziren, und z. B. einen geschickten Redner einen eulexis [Gutsprecher], einen verständigen Mann sophonuhs [klugsinnig], einen Mimiker cheirisophos [handweise] nennen. Entwischt dir ein Sprachschnitzer oder gar ein Barbarismus, so ist das beste Mittel, mit frecher Stirne den Namen irgend eines nie vorhanden gewesenen Dichters oder Prosaikers aus der Luft zu greifen und zu behaupten, dieser gelehrte und feine Sprachkenner hätte diese Art, sich auszudrücken, gut geheißen. Das veraltete Zeug, was der abgeschmackte Isokrates, der von allen Gratien verlassene Demosthenes und der frostige Plato geschrieben, brauchst du nicht zu lesen, wohl aber die neuen Schriften, und besonders die sogenannten Deklamationen, um dich daraus mit einem tüchtigen Vorrath zu versehen, dessen du dich in vorkommenden Fällen mit Bequemlichkeit bedienen könnest.

18. Kommt der Fall, daß du einen Vortrag über eine von den Anwesenden dir[WS 1] vorgelegte Materie halten sollst, und wäre sie noch so schwierig, nur herzhaft d’rauf los gesprochen und gethan, als ob sie dir ein Kinderspiel zur Aufgabe gemacht, dessen sich ein rechter Mann zu schämen habe. Rede, wie es dir nur eben vor’s Maul kommt, und sey ganz unbekümmert, ob du Das, was das Erste seyn sollte, auch wirklich zuerst, und sofort das zweite und dritte jedes in gehöriger Ordnung vorbringst: sondern Was dir zuerst einfällt, das gib zuerst von dir, und sollte darüber auch der Stiefel auf den Kopf, und der Helm an’s Bein kommen; laß Wort für Wort frisch von der Zunge laufen, nur bleibe nicht stehen! Hast du z. B. in Athen von irgend einem Ehebrecher

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: die
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)