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8. Nur das Einzige will ich noch hinzusetzen, daß jener rauhe und schroffe Pfad nur wenige Fußtritte zeigt; und auch diese wenigen sind schon sehr alt. Uebrigens war ich selbst Einer der Unglücklichen, die ohne alle Noth auf diesem Wege unter großen Mühseligkeiten hinaufgekrochen sind. Wohl sah ich in der Entfernung jene ebene und gerade Straße: aber betreten hab ich sie nicht, weil ich noch zu jung war, um das Bessere einzusehen, und dem Dichter glaubte, der sagt, das Gute erwachse nur aus der Bemühung. Aber so ist es nicht. Ich sehe ihrer Viele, die es zu höheren Ehren gebracht haben als ich, blos weil sie in der Wahl des Weges und der Mittel glücklicher waren. Wenn du also dahin gekommen bist, wo beide Wege beginnen, so wirst du stehen und nicht wissen, welchen du einschlagen sollst, und was du zu thun habest, um möglichst leicht auf den Gipfel zu gelangen, und glücklich in der Verbindung mit deiner Geliebten, aller Welt ein Gegenstand der Bewunderung zu werden. Ich will es dir sagen. Es ist ja genug, daß ich selbst mich betrogen und mir nutzlose Mühe gemacht habe. Du sollst ungepflügt und ungesäet ernten, wie einst in der goldenen Zeit.

9. Gleich anfangs wird ein starker, derb gebauter, von der Sonne gebräunter Mann, festen, mannhaften Tritts, und mit strengem, aufmerksamem Blicke, auf dich zukommen. Er ist der Führer auf jenem rauhen Wege, der dir albernes Zeug genug vorschwatzen wird, um dich zu bewegen, ihm zu folgen. Er wird dir die Fußstapfen des Demosthenes, Plato und Anderer zeigen, die zwar größer, als die heutigen, aber vor Alter ziemlich verwischt und unkenntlich geworden sind.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)