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Unterrichtes eingedenk bleiben, dich fleißig üben, und deine Bahn muthig verfolgen willst, bis sie dich zum Ziele geführt haben wird.

2. Dieses Ziel, dem du nachjagen willst, ist nun zwar allerdings kein gemeines, und erfordert nicht geringen Eifer: es verdient im Gegentheil, daß man sich dasselbe viel Arbeit, Nachtwachen und Mühseligkeiten aller Art kosten lasse. Du siehst ja, wie so Viele, die zuvor gar Nichts waren, durch ihre bloße Beredtsamkeit zu angesehenen, reichen, ja sogar hochadeligen Leuten geworden sind.

3. Uebrigens lasse dir die Vorstellung jener vielen mühevollen Vorarbeiten deinen Muth und die Hoffnung auf das künftige große Glück nicht niederschlagen, mein junger Freund! Ich werde dich keinen so rauhen, steilen und schweißkostenden Weg führen, daß dich vor Ermüdung die Lust anwandeln sollte, umzukehren, ehe du ihn auch nur zur Hälfte zurückgelegt hättest. So wäre ich ein um nichts besserer Führer, als die gewöhnlichen, welche ihren Schülern den langen, hoch ansteigenden, abmattenden Pfad weisen, der die Meisten zur Verzweiflung treibt. Nein, das ist eben das Schöne an dem Wege, den ich dir einzuschlagen rathe, daß er eine eben so angenehme, als kurze Fahrstraße ist, die sich durch lustige Auen, durch duftende und schattige Gebüsche hinzieht, so daß du mit aller Bequemlichkeit und unvermerkt auf die Höhe kommst, wo du im Besitze des mühelos gewonnenen Preises, zu behaglichem Genusse hingelagert, zusehen kannst, wie die Andern, welche den gewöhnlichen Weg einschlugen, noch ganz unten am schroffen Berge über schlüpfrige Felsen mühsam heranklimmen, nicht selten rückwärts wieder hinunter kugeln,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)