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baden: und nachdem sie ihn (weil sich ein übler Geruch einzustellen anfängt) mit den köstlichsten Oehlen gesalbt, bekränzen sie ihn mit Blumen, wie sie die Jahreszeit gibt, legen ihm die besten Kleider an (versteht sich, damit er unterwegs nicht erfriere und dem Cerberus nicht nackt unter die Augen komme); und so wird er denn ausgestellt.

12. Jetzt geht das Geheul und Geschrei der Weiber an: Alles weint und zerschlägt sich die Brust, zerrauft sich das Haar, kratzt sich die Wangen blutig: hie und da zerreißt man sich auch das Kleid, und streut sich Staub auf den Kopf: kurz die Lebenden machen eine weit bejammernswürdigere Figur, als der Todte. Denn während Jene sich nicht selten auf der Erde wälzen, und die Köpfe an den Fußboden anschlagen, liegt Dieser auf’s Prächtigste geputzt, und mit Verschwendung bekränzt, auf einem hohen Prunkgestell.

13. Stellen wir uns nun vor, um das Schauspiel effektvoller zu machen, ein wohlgebildeter Jüngling liege auf dem Trauergerüste, so tritt die Mutter oder der Vater aus dem Haufen der Anverwandten hervor, wirft sich über den Leichnam, und sagt ihm allerlei abgeschmacktes und unnützes Zeug vor, auf welches der Todte selbst wohl am besten würde antworten können, wenn er nur Sprache hätte. Da sagt z. B. der Vater in weinerlichem Tone, und jedes einzelne Wort in die Länge ziehend: „O du mein geliebtestes Kind, so bist du denn von hinnen geschieden, bist vor der Zeit hingerafft worden, und hast mich Unglückseligen allein zurückgelassen, noch ehe du ein Weib genommen und Kinder gezeugt, ehe du Kriegsdienste gethan, ein Landgut bewirthschaftet, und ein höheres Alter erreicht hast! Ach, mein Sohn! So sollst

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1329.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)