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so ist sein Zorn nicht so heftig, daß er schlimme Folgen hätte, sondern er erregt nur das Lachen der Gäste und dient zu ihrer Belustigung. Betrübniß ist nun vollends seine Sache gar nicht: denn Das ist eben der große Vortheil, welchen ihm seine Kunst gewährt, daß er gar keinen Anlaß zur Betrübniß haben kann. Er hat ja weder Vermögen, noch Haus, noch Dienerschaft, noch Weib, noch Kinder, deren Verlust Denjenigen, welcher dergleichen besaß, nothwendig betrüben muß. Endlich plagt ihn auch keine Begierde, da er sich nicht um den Ruhm, nicht um das Geld, ja nicht einmal um die Schönheit bekümmert.

54. Tychiades. Aber, mein Freund, wenn ihm die Nahrung ausgeht, wie da? Das sollte ihn doch bekümmern?

Simon. Du vergissest, lieber Tychiades, daß Derjenige gar kein Parasit ist, der Nahrungssorgen haben kann, so wenig als Derjenige tapfer heißen kann, dem die Tapferkeit ausgegangen ist, oder Derjenige klug, der sich nicht zu helfen weiß. Wir haben es hier nur mit dem Parasiten zu thun, der es wirklich ist, nicht mit Dem, der es nicht ist. Wenn also der Tapfere nur bei wirklicher Tapferkeit tapfer, der Kluge nur bei wirklicher Klugheit klug ist, so macht auch den Parasiten das wirkliche Parasitiren zum Parasiten. Hat aber das Parasitiren ein Ende, so handelt es sich nicht mehr vom Parasiten, sondern von irgend einem Andern.

Tychiades. Es kann also nie Fälle geben, wo der Parasit um seine Kost verlegen ist?

Simon. Nie, versteht sich. Folglich wird ihm auch Dieß so wenig, als irgend etwas Anderes, Bekümmerniß verursachen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1315.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)