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ist, daß der Parasit sehr gleichgültig gegen die Berühmtheit seines Namens und überhaupt gegen die Meinung ist, welche die Menschen von ihm hegen mögen. Was dagegen die Rhetoren und Philosophen betrifft, so sehen wir, wie nicht nur Einige unter ihnen, sondern sie Alle von Einbildung und Ehrgeiz, und was noch schmählicher ist, als Dieß, von der Geldsucht verzehrt werden. Was die letztere betrifft, so kann kein Mensch so gleichgültig gegen Kieselsteine seyn, als es der Parasit gegen das Geld ist, und der Glanz des Goldes wirkt nicht stärker auf ihn, als jedes Lichtflämmchen. Die Rhetoren hingegen, und zur größern Schmach noch, auch die vorgeblichen Philosophen sind von einer so unseligen Leidenschaft für dieses Metall besessen, daß von den in unsern Tagen gefeiertsten Weisen – denn von den Rednern bedarf es nicht einmal der Beispiele – der Eine überwiesen wurde, daß er sich als Richter hatte bestechen lassen, ein Anderer von seinen Schülern für seine Sophistereien Bezahlung eintreibt, ein Dritter dafür, daß er sich am Hofe des Kaisers aufhält, einen Sold fordert, und sich nicht schämt, in seinen alten Tagen die Heimath verlassen zu haben, um sich wie ein Indischer oder Scythischer Kriegsgefangener um Lohn zu verdingen. Ja nicht einmal der schmähliche Titel: Miethling, den er dadurch erhält, beschämt ihn.

53. Noch gibt es aber außer dieser manche andere Leidenschaften, von welchen diese Leute beherrscht sind, Zorn, Neid, Bekümmerniß und Begierden aller Art. Von allen diesen weiß unser Parasit Nichts. Er erzürnt sich nicht, weil er Alles ertragen kann, und weil er Niemand hat, über den er böse werden könnte. Und wenn er je einmal aufbraust,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)