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sein Vermögen auch noch so reichlich in Stand setzt, allen seinen Gelüsten zu dienen: und warum? weil nothwendig Derjenige, welcher von seinem Vermögen Aufwand macht, eben dadurch unzählige Widerwärtigkeiten sich zuzieht. Bald muß er sich mit seinem Koch, der ihm den Braten verdorben, herumzanken, oder, wenn er Dieß nicht will, sich gefallen lassen, daß er schlecht zu essen kriegt und um sein höchstes Gut kommt: bald muß er mit dem Verwalter, wenn er nicht gut wirthschaftet, Verdruß anfangen u. s. f. Oder ist’s nicht so?

Tychiades. Ich meine.

Simon. Dasselbe muß auch bei Epicur der Fall seyn, so daß er nie des höchsten Gutes theilhaftig werden wird. Der Parasit hingegen hat keinen Koch und keinen Verwalter, die ihn erzürnen, keine Landgüter und keine Kostbarkeiten, deren Verlust ihm Verdruß verursachen könnte; und dennoch hat er zu essen und zu trinken, Was er will, ohne von einer Einzigen der Beschwerlichkeiten, welchen Jene nicht entgehen können, belästigt zu werden.

13. Hieraus und aus allem Bisherigen ist nun, glaube ich, hinlänglich bewiesen, daß die Parasitik eine Kunst sey. Nun ist noch übrig, zu zeigen, daß sie die beste ist, und zwar für’s Erste, daß sie besser ist, als alle übrigen Künste überhaupt; sodann, daß sie den Vorzug vor jeder einzelnen Kunst insbesondere verdient. Das Erlernen jeder andern Kunst führt unvermeidlich Mühe und Arbeit, Furcht und Schläge mit sich, Dinge, die gewiß Jeder weit von sich wegwünscht. Meine Kunst hingegen ist ohne allen Zweifel die einzige, die sich ohne Arbeit erlernen läßt. Wer ist je von einem Schmause

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)