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höchsten Gutes selbst, so ist er ja umgeben von einer Menge nicht nur menschlicher, sondern auch kosmischer Unruhen. Der Parasit hingegen, zufrieden mit den Dingen, wie die sind, und des Glaubens lebend, daß die Welt gar nicht besser seyn könnte, als sie ist, lebt in der ungestörtesten Sorglosigkeit, läßt sich Nichts anfechten, ißt und trinkt, schläft sodann und streckt alle Viere von sich, wie weiland Ulysses, als er auf seinem Schiffe nach Hause fuhr.

12. Doch nicht bloß dieser Grund allein ist es, warum ich dem Epicureer die Lust abspreche. Epicur, sey er nun ein so großer Philosoph, als er wolle, hat entweder zu essen, oder nicht. Hat er Nichts, so kann er gar nicht leben, geschweige mit Lust. Hat er Etwas, so hat er es entweder von sich, oder von einem Andern. Bekommt er von einem Andern zu essen, so ist er ein Mitesser, und nicht Das, wofür er sich ausgibt. Hat er sein Essen von sich selbst, so lebt er nicht mit Lust.

Tychiades. Warum denn nicht?

Simon. Wenn er es von sich selbst hat, so muß seine Lebensweise eine Menge Unannehmlichkeiten im Gefolge haben. Sieh einmal, mein lieber Tychiades: Wer angenehm leben will, soll doch wohl im Stande seyn, alle seine Gelüste, so wie sie ihn anwandeln, sogleich zu befriedigen, nicht wahr?

Tychiades. So scheint es.

Simon. Das kann aber doch nur Der, der Viel hat, nicht aber Der, welcher Wenig oder gar Nichts hat. Der Arme kann also nie ein Weiser werden: denn er kann zu dem höchsten Gute, dem Vergnügen nämlich, nie gelangen. Allein eben so wenig kann auch der Reiche dazu gelangen, wenn ihn

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)