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Tychiades. Nun, Was ist der Begriff von Kunst? Du weißt ihn doch wohl?

Simon. Allerdings.

Tychiades. So bedenke dich nicht länger, ihn zu sagen.

4. Simon. Kunst ist – wie ich von einem Philosophen gehört zu haben mich erinnere – ein System von Kenntnissen, die in Ausübung treten zu irgend einem für das Leben nützlichen Zwecke.

Tychiades. Du hast die Definition deines Philosophen gut behalten.

Simon. Wenn nun dieß Alles auch auf meine Parasitik paßt, Was wird sie anders seyn, als auch eine Kunst?

Tychiades. Unstreitig, wenn Jenes der Fall ist.

Simon. Vergleichen wir also die Schmarotzerkunst mit jedem einzelnen der angegebenen Merkmale von Kunst überhaupt, und untersuchen, ob diese Merkmale sich mit dem Begriffe von jener vereinigen lassen.[1] Sie muß, wie jede andere Kunst, ein System von Kenntnissen seyn. Vor allen Dingen muß der Parasit verstehen, die Leute gehörig zu prüfen, und zu beurtheilen, Wer der Mann sey, von dem er sich, ohne es je bereuen zu müssen, füttern lassen könne. Wenn wir zugeben müssen, daß der Wechsler im Besitze einer eigenen Kunst sey, vermöge welcher er die falschen Münzen von den ächten zu unterscheiden weiß, wie sollte es keiner Kunst bedürfen, wenn der Parasit die unbrauchbaren


  1. Im Original finden sich noch die sehr müßigen Worte, in welchen überdieß die Leseart nicht sicher ist: „und ob sie nicht, wie die schlechten Töpfe, wenn man sie anschlägt, unreine Töne von sich geben.“
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)