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Simon. Sie heißt – die Parasitik.

2. Tychiades. Wie? die Parasitik? Wer in aller Welt, der kein Narr ist, wird das Schmarotzen eine Kunst nennen?

Simon. Ich, mein Tychiades: und wenn du glaubst, ich sey ein Narr, so denke, daß eben diese Narrheit Schuld daran sey, daß ich keine andere Kunst gelernt habe, und du wirst mich von aller Anklage freisprechen. Denn das Beste an dem Dämon der Narrheit, so übel er auch den Leuten, die von ihm besessen sind, mitspielt, ist doch Das, daß er von allen schlimmen Streichen der Letztern die Schuld auf sich selbst, als den Lehrmeister, nimmt.

Tychiades. Also wirklich, es gibt eine förmliche Kunst, die Parasitik?

Simon. Allerdings, und ich habe sie dazu gemacht.

Tychiades. Und du bist demnach ein Parasit?

Simon. Das soll vermuthlich geschimpft seyn?

Tychiades. Wie? du erröthest nicht einmal, dich selbst einen Schmarotzer zu nennen?

Simon. Durchaus nicht: ich würde mich vielmehr schämen, wenn ich’s nicht könnte.

Tychiades. So sage doch in aller Welt, wenn Jemand wissen wollte, Wer du seyst, und wir wollten dich mit ihm bekannt machen, so müßten wir sagen, du seyst Simon, der Parasit?

Simon. Eben so gewiß, als ihr sagt: Phidias, der Bildhauer. Ich bin wahrlich nicht minder auf meine Kunst stolz, als Phidias auf seinen Jupiter.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1285.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)