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philosophiren? Auf allen öffentlichen Plätzen stoßen sie zu Haufen und ganzen Phalangen auf einander, und Keiner ist, der nicht für einen Zögling der Tugend gehalten seyn will. Viele haben die Werkstätten, in denen sie gesessen, verlassen, und hurtig zum Schnappsacke und zur Philosophenkutte gegriffen: haben ihre Haut ein Wenig an Africanischer Sonne gebräunt, und ziehen nun, die Schuster- und Zimmergesellen, als neugebackene Weltweise, auf allen Märkten herum, und verkündigen das Lob der Gerechtigkeit! Kurz, es wäre leichter, daß Einer, der im Schiffe zu Boden fällt, nicht auf Holz fiele, wie das Sprüchwort sagt, als daß das Auge, wohin es sich auch wendet, auf keinen Philosophen träfe.

7. Gerechtigkeit. Eben Diese sind es, Jupiter, vor welchen mir graut. Sie liegen in beständigem Streite mit einander, und behaupten in ihren Vorträgen über mich das verstandloseste Zeug. Wiewohl die Meisten von ihnen mich immer im Munde führen, so ist ihnen doch, wie man mich versichert, so wenig Ernst damit, daß sie, wenn ich einmal vor ihre Thüren kommen wollte, mich ohnfehlbar von der Schwelle weisen würden. Denn sie haben längst der Ungerechtigkeit das Gastrecht eingeräumt.

Jupiter. Nicht Alle sind so schlimm, meine Tochter. Genug, wenn du auch nur einige Gute unter ihnen triffst. Doch macht jetzt, daß ihr fortkommt, damit wenigstens etliche Rechtssachen heute noch entschieden werden.

8. Mercur. So gehen wir denn, liebe Gerechtigkeit! – Es scheint, daß du in der Länge der Zeit den Weg vergessen hast. Er führt hier herab, gerade auf Sunium zu,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)