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sollte, dem soll unbenommen bleiben, an Jupiter selbst zu appelliren, wo denn sein Proceß als noch nicht behandelt angesehen, und von Neuem aufgenommen werden soll.“ – Du aber, meine Tochter Gerechtigkeit, setze dich neben die gestrengen Göttinnen[1], verloose die Richter, und habe Achtung auf ihr Verfahren.

5. Gerechtigkeit. Wieder auf die Erde? um abermals aus der Welt mich flüchten zu müssen, wenn ich den Hohn der Ungerechtigkeit nicht länger ertragen kann?

Jupiter. Hoffe das Beste, meine Gute. Die Philosophen haben ja den Leuten bewiesen, daß dir unbedingt der Vorzug vor der Ungerechtigkeit gebühre: besonders aber hat des Sophroniscus Sohn das Recht über Alles erhoben, und gezeigt, daß es der Güter höchstes sey.

Gerechtigkeit. Seine Vorträge über mich sind ihm schön bekommen. Wurde er nicht den Nachrichtern übergeben, und in den Kerker geworfen? Mußte er nicht, der Unschuldige, den Giftbecher leeren, ohne noch zuvor dem Aesculap einen Hahn opfern zu können? So sehr waren seine Ankläger mit ihrer ganz entgegengesetzten Philosophie ihm überlegen.

6. Jupiter. Damals war die Philosophie der Menge noch zu fremd: es gab der Philosophen noch zu Wenige, so daß es nicht zu verwundern ist, wenn die Richter sich auf die Seite eines Anytus und Melitus neigten. Zu unsern Tagen aber – siehst du nicht, wie Einem allenthalben Nichts als Mäntel, Stöcke und Ranzen, und lange Bärte und Bücher unter’m Arme begegnen, die Alle nur zu deinem Besten


  1. Die Eumeniden oder Erinnyen.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)