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Alle nunmehr, die Götter und gaulgerüsteten Männer,
Schlafen die ganze Nacht, nur Zeus nicht labet der Schlummer.[1]

Denn wollte ich auch nur ein Bischen einnicken, gleich müßte Epicur mit seiner Behauptung Recht haben, daß wir uns Nichts um die irdischen Dinge bekümmern. Und unsere Noth wäre wahrlich nicht gering, wenn ihm die Leute Das glaubten. Bald genug ständen unsere Tempel unbekränzt, wallte kein Opferdampf mehr durch die Straßen, flössen aus den Krügen keine Libationen mehr, und blieben unsere Altäre kalt: kurz, aller Gottesdienst hätte ein Ende, und wir müßten den bittern Hunger leiden. Darum stehe ich, wie ein Steuermann, einsam auf dem hohen Rücken des Schiffes, mit meinem Steuerruder in den Händen, während die Passagiere nach Herzenslust essen, trinken und schlafen. Ich, im Gemüthe und Geiste voll Unruhe[2], muß Schlaf und Nahrung mir versagen, und mit der Ehre mich begnügen, der Herr zu heißen.

3. Da möchte ich denn wohl die Philosophen, die behaupten, wir Götter seyen allein glücklich, fragen, „wann sie glauben, daß wir Zeit haben, in Nectar und Ambrosia zu schwelgen, wir, die wir mit so zahllosen Geschäften belastet sind?“ Kann ich mir doch nicht einmal so viel Zeit abmüßigen, eine Anzahl verschimmelter, längst in Spinnwebe begrabener Processe vorzunehmen, namentlich solche, die von den Wissenschaften und Künsten gegen gewisse Personen anhängig gemacht worden sind. Einige dieser Klagschriften sind wirklich schon so alt, daß die Parteien von allen Seiten anfangen,


  1. Parodie von Od. II, 1. 2.
  2. Anspielung auf ebend. 3.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)