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werden könne, da doch Helios [der Sonnengott] immer unter den Göttern sey, und an ihrer Tafel sitze, und dergleichen. Endlich schlief ich doch ein Wenig ein. Kaum aber war der Tag angebrochen, als Jupiter sich erhob, und eine Versammlung der Götter ansagen ließ.

29. Diese erschienen sämmtlich, und Jupiter hob an: „Die Ursache, warum ich euch zusammenberufen, ist gegenwärtiger Fremde, der gestern bei uns angekommen ist. Da ich seit geraumer Zeit mir vorgenommen, der Philosophen wegen mit euch mich zu besprechen, so will ich die Sache jetzt um so weniger verschieben, als ich durch die Klagen der Luna mich auf’s Neue aufgefordert sehe, dieselbe zur Sprache zu bringen. Es gibt nämlich eine Menschengattung, die nicht seit lange her in der Welt oben schwimmt, ein faules, zanksüchtiges Volk, aufgeblasen, beißig, gefräßig, aberwitzig, übermüthig und unverschämt, kurz, um mit Homer zu reden, nutzlos die Erde belastend [Il. XVIII, 104]. Dieses Gesindel hat Labyrinthe von Spitzfindigkeiten und Streitsätzen ausgeheckt, und sich in gewisse Secten getheilt, welche sich die Namen Stoiker, Academiker, Epicureer, Peripatetiker, und andere noch weit lächerlichere Benennungen gegeben haben. Eingehüllt in den ehrwürdigen Namen der Tugend, schreiten sie einher mit hoch emporgezogenen Augbrauen und langen Bärten, und bergen unter der erheuchelten Gravität die verächtlichsten Sitten, ganz wie die Schauspieler auf der tragischen Bühne, von welchen, wenn man ihnen die Maske und den goldgestickten Purpurmantel abzieht, Nichts übrig bleibt, als das erbärmliche Kerlchen, das sich um sieben Drachmen verdungen hat, den Helden zu spielen.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1244.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)