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23. Jupiter sah mich mit einem so finstern Titanengesichte an, daß meine Furcht sich vermehrte; und als er endlich seine Stimme erhob, mich zu fragen:

Wer und woher der Männer? wo hausest du? Wer die Erzeuger?[1]

da hätte ich fast den Geist aufgegeben vor Angst. Ich wagte kaum zu athmen, so sehr hatte mich seine gewaltige Donnerstimme erschreckt. Allmählig faßte ich doch ein Herz, und erzählte ihm Alles genau von Anfang an, wie ich ein großes Verlangen getragen, die überirdischen Dinge kennen zu lernen, bei den Philosophen aber, welche ich zu diesem Ende angegangen, so widersprechende Sachen gehört hätte, daß ich die Hoffnung, zum Ziele zu kommen, aufgegeben; wie ich sodann auf den Einfall mit den Flügeln gerathen, und so nach und nach bis in den Himmel gekommen wäre. Am Ende fügte ich noch bei, Was ich im Namen der Mondgöttin zu sagen hatte. Jetzt verzog sich Jupiters Gesicht zum Lächeln, und: „Was sollen wir,“ sprach er, „von Otus und Ephialtes sagen, wenn sogar ein Menippus es gewagt hat, den Himmel zu ersteigen? Nun, du sollst heute unser Gast seyn: morgen aber, sobald deine Angelegenheit erledigt seyn wird, bist du von uns entlassen.“ Nach diesen Worten erhob er sich, um sich an den Ort der Himmelsburg zu begeben, wo man Alles am besten hören kann. Es war nämlich die Stunde gekommen, wo er die Gebete der Menschen zu vernehmen pflegt.

24. Auf dem Wege dahin fragte er mich, wie es auf der Erde gehe? wie gegenwärtig in Griechenland die Getreidepreise stehen? ob wir im vorigen Jahre einen strengen


  1. Odyss. I, 170.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1239.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)