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Zugang in den Himmel möglich machte. Daß mir aus dem eigenen Leibe Flügel wüchsen, Das glaubte ich nun freilich auf keine Weise bewerkstelligen zu können. Wenn ich aber, dachte, ich, ein Paar Geier- oder Adlerschwingen – die einzigen, welche für einen menschlichen Körper groß genug wären – mir ansetzte, so könnte der Versuch füglich gelingen. Sobald ich also eines Geiers und eines Adlers habhaft wurde, schnitt ich diesem den rechten und jenem den linken Flügel ganz sorgfältig ab, band sie mir sodann mit starken Riemen an die Schultern, und brachte an den äußersten Schwungfedern eine Art von Henkeln an, um die Hände hindurch zu stecken. Mein erster Versuch bestand darin, daß ich einen Satz in die Höhe machte, mit den Armen ruderte, und wie die Gänse, wenn sie über den Boden wegflattern, auf den Zehenspitzen unter beständigem Flügelschlage mir forthalf. Wie ich merkte, daß das Ding sich machen ließ, wagte ich immer keckere Versuche. Ich bestieg die Burg, und stürzte mich vom Rande des Felsens gerade in’s Theater hinab.

11. Und meine Flügel trugen mich ganz gefahrlos zur Erde. Nun hoben sich meine Plane noch höher in die Lüfte; ich erhob mich vom Parnes oder Hymettus, und flog bis zu den Geraneischen Gebirgen, von da auf den Gipfel von Acrocorinth, und von hier über Pholoë und Erymanthus bis auf den Taygetus. Die Uebung in solchen Wagestücken machte mich nach und nach zu einem ausgemachten Hochflieger; und nun war es mir nicht mehr genug, nur zu können, Was jeder Adlerjunge kann. Ich bestieg den Olymp, versah mich mit Lebensmitteln, die möglichst wenig in’s Gewicht fielen, und richtete nun meinen Flug gerade nach dem Himmel. Anfänglich

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1227.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)